Um es gleich vorweg zu sagen: Als Bestimmungsbuch für Taucher ist dieses Werk nur bedingt geeignet.
Der Rückentext preist das Buch als das „weltweit umfassendste Standardwerk für Meeresbiologen, Aquarianer, Taucher und Schnorchler“. Im Vorwort heisst es, dass dieser Schneckenführer letztlich als weltweite Ergänzung zum bereits 11 Jahre früher erschienenen Schneckenführer zu verstehen ist, der auf den indopazifischen Verbreitungsraum spezialisiert war. Und damit erklärt sich auch der wissenschaftliche Anspruch, Nacktschnecken nicht als „hübsche Riffbewohner“ abzubilden, sondern „als Lebewesen im Kampf ums Überleben … bei der Nahrungssuche, beim Fortpflanzen, beim Verstecken, beim Nesseln und beim Schwimmen“. Wer hier also großformatige Hochglanzfotos mit brillanten Makroaufnahmen erwartet, wird enttäuscht die Qualität einiger Abbildungen lässt sogar in der Schärfe etwas zu wünschen übrig. Wer die umfangreiche Liste der Fotografen studiert, wird hierfür auch eine Begründung finden, nämlich dass zahlreiche Fotos verwendet wurden, die von Schneckenliebhabern während der Erstellung des Buches eingesendet worden waren.
Doch das soll die Qualität des Buches nicht schmälern. Jeder Taucher, der von diesen kleinen farbenprächtigen Geschöpfen fasziniert ist, wird auch dieses Buch zu schätzen wissen. Ohne sie selbst nachgezählt zu haben, so sollen doch mehr als 1200 Nacktschnecken-Arten mit über 2.500 Fotos in ihrem Lebensraum abgebildet sein. Das hilft, vor allem wenn sich einzelne Arten durch weitere Varianten auszeichnen und in voneinander abweichenden Formen und Farbgebungen existieren: sie sind ebenfalls vorgestellt worden.
In diesem Buch werden Nacktschnecken vorgestellt, die die beiden Autoren der Herausgeber Helmut Debelius und der holländische Fotograf Rudie H. Kuiter weltweit in mehr als 30 Jahren fotografiert und identifiziert haben. Alle Abbildungen sind mit dem Fundort der Schnecke und dem Kürzel des jeweiligen Fotografen versehen.
Das Buch beginnt mit einer ganz kurzen Einleitung zur Systematik der Einordnung der Schnecken sowie einer Beschreibung ihrer wichtigsten körperlichen Merkmale das hilft die darauf folgenden Detailerläuterungen besser zu verstehen.
Die Schneckenarten sind nach Familien gegliedert. Auf 340 Seiten werden die Familien mit ihren Charakteristika zusammenfassend vorgestellt, daraufhin folgen die vielen einzelnen Schneckenarten mit Fotos, einer ganz knappen Vorstellung des Verbreitungsgrades, allgemeinen Bestimmungsmerkmalen und der üblicherweise zu erwartenden Länge der Schnecken.
Und in dieser Strukturierung liegt auch die Einschränkung in der Nützlichkeit des Buches für Taucher, die nach einem Tauchgang schnell mal nachschauen möchten, was sie denn nun unter Wasser beobachtet haben. Selbst wenn der Name der Schnecke bekannt ist (z.B. die kroatische „Leopardenschnecke“), so muss einfach das Buch durchgeblättert werden, bis ein entsprechendes Foto gefunden wird der Index hilft nicht weiter, wenn man nicht weiß, dass die Schnecke eine „Discodoris atromaculata“ ist.
Für den Taucher und Schnorchler wäre hier eine regionale Strukturierung vielleicht hilfreicher gewesen … .
Nichtsdestotrotz aber ein unglaublich umfassendes Buch, das aufgrund der Fülle der beschriebenen Schneckenarten bei keinem Schneckenliebhaber fehlen sollte.
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