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Eva Reiter • 20.12.2017 • CMAS**, 350 TG

„Wie seid Ihr denn darauf gekommen?“ oder „Ist das in Italien?“ waren üblicherweise die ersten Fragen, die wir erhielten, wenn wir erzählten: „Wir fahren nach Mafia Island zum Tauchen“. Und das ist recht verständlich, weil kaum jemand den Namen mit einer tansanischen Insel in Verbindung bringt, sofort aber jeder an die berüchtigte italienische Verbrecherorganisation denkt. Es handelt sich beim Namen wohl um die verknappte Schreibweise des Wortes „Maafya“, in etwa: „ein guter Platz zum Leben“ … und selten haben wir einer Namensgebung so zustimmen können wir hier.

Also nein, um mit der zweiten Frage zu beginnen: die Insel liegt nicht in Italien, sondern rund 17km vor der Küste, nicht mal eine Flugstunde von Daressalam entfernt. Oder für viele noch einfacher nachzuvollziehen: südlich von Sansibar. Und während Sansibar für viele Taucher eine Traumdestination ist, weiß kaum jemand, dass die immerhin 50km lange und rund 15km breite Insel im Süden unter Wasser vielleicht noch viel schöner ist als die bekanntere Schwester weiter nördlich. Und wer also nicht wie wir eher zufällig in einer Reisezeitschrift über Mafia Island und die Chole Bay mit ihrem Meeresschutzgebiet gelesen hat, der wird es vielleicht auch nie wissen.
In dieser Reisezeitschrift stand, dass der Mafia Island Marine Park für Taucher mit über „40 Arten von Korallen und rund 460 Fischarten“ wohl zu den „schönsten und vielfältigsten der Welt“ zählt. Kein Wunder, dass das sehr ansprechende Portrait der Mafia Island Divers, in Persona David von Helldorf als Leiter der Tauchbasis uns sofort bewegt hat, im Internet auf die Suche nach der Basis zu gehen. Ein Klick, und unsere Kontaktanfrage war abgesendet.

Von da an war alles unkompliziert: Danielle Keates, die mit David die Basis leitet, hat umgehend geantwortet und ein Reiseplan, all inclusive Aufenthalt im fantastischen Resort Pole Pole, Charter-Flug von Daressalam nach Mafia Island sowie ein Tauchpaket waren ausgearbeitet und der Reisezeitpunkt aufgrund der Wetterbedingungen auf Ende November festgelegt. Zur Anreise wählten wir Etihad, da uns deren Flugplan die kürzeste Verbindung mit dem lokalen Charter bieten konnte. In Daressalam muss vom internationalen Flughafen (der gerade modernisiert wird) auf den nationalen gewechselt werden (auch wenn es praktisch das gleiche Flugfeld ist), wofür aber ein shuttle am internationalen Flughafen genutzt werden kann. Der Flug nach Mafia Island in einer 12-sitzigen Cessna ist etwas beengt, aber wen kümmert das bei diesem Ausblick auf den Kanal zwischen Festland und Insel. Die Abwicklung dann in Kilindoni am Flughafen auf Mafia Island ist mehr als unkompliziert, und wir wurden bereits von einer freundlichen Mitarbeiterin des Resorts Pole Pole erwartet, die uns die vielleicht 15 Minuten Fahrzeit zum Resort brachte.

Die Mafia Island Divers und das Resort arbeiten eng zusammen. Wenn wir über das Tauchen dort sprechen, müssen wir auch von Pole Pole erzählen: Ein Eco-Resort auf sehr hohem Niveau, wohl das luxuriöseste auf der Insel überhaupt – aber gottseidank nicht das größte: 7 Bungalows gibt es auf der Anlage, in die Natur hineingebaut und alles möglichst naturbelassen. Ruhe und Frieden, paradiesisch, ist die erste Anmutung – und dabei bleibt es. Ein friedvolles Idyll, in dem es keine lärmenden AirConditions gibt, sondern lediglich das Rauschen der Palmen, das exotische Gezwitscher der Vögel, das Tschirpen der recht lästigen Baumhörnchen und ab und zu den Gesang der Einheimischen am Strand. Sonst ist alles ruhig und entspannt, „pole pole“ eben: Langsam, langsam. Alle Mitarbeiter sind nur bestrebt, dem Gast seine Wünsche zu erfüllen, bevor er überhaupt wußte, dass er diese hat – und dies in unaufdringlicher aber herzlicher Freundlichkeit. Zu diesem Service gehört auch die Abstimmung mit der Tauchbasis. Alles war im Vorfeld perfekt von Danielle organisiert. Nach unserer Begrüßung im Resort brauchten wir uns nicht mehr um unser Tauchgepäck kümmern – es wurde zur Basis gebracht. Zum Service gehört auch, dass David allabendlich im Resort erscheint und die Tauchgäste einzeln begrüßt und sich mit ihnen über ihre Tauchwünsche in Besonderen und die Planung des nächsten Tauchtages im Allgemeinen abstimmt.

Da wird dann insbesondere auch vereinbart, wann die Gäste für die Tauchgänge parat sein sollten, und wo. Das ist nicht unerheblich, da die 6-stündige Tide hier den Ablauf bestimmt. Vor dem ersten Tauchgang aber müssen die Taucher zur Basis für den Check-in. Die Basis liegt von Pole Pole aus einen vielleicht 10minutigen Fußmarsch am Strand durch die Mangroven hindurch entfernt. Die Basis liegt exponiert am Strand, die Tauchboote direkt davor.
Zum Check-in werden natürlich die üblichen Prozeduren abgewickelt mit Ausfüllen der Formulare und Informationen über letzte tauchärztliche Untersuchung und Tauchgang. Während auf anderen Basen aber der Taucher selbst sein mitgebrachtes Equipment in Taschen oder Boxen einräumt, die ihm dann zugeordnet sind, gibt es hier ein völlig anderes System: Unsere Tauchrucksäcke wurden ausgeräumt und jedes Teil, das täglich zum Tauchen gebraucht wird, wird mit unserem Namen beschriftet. Die Tauchbasis-Mitarbeiter spülen und verwahren das Equipment nach jedem Tauchgang, und stellen es dann taucherspezifisch vor dem nächsten Tauchgang wieder zusammen. Für alle, die sich lieber selber um ihr Equipment kümmern, ist das etwas irritierend, zeigt aber auch, welchen hohen Service die Mafia Island Divers her dem Gast entgegen bringen. Einzig die Ausrüstungsteile, die dem Gast besonders wichtig sind, weil teuer oder empfindlich, muss man wieder mitnehmen, allem voran die Fotoausrüstung. Die kann dann den Weg zu Pole Pole zurück in der höchsten Mittagshitze doch etwas schwer werden. Wenn wir uns also etwas wünschen dürften, dann wäre es ein abschließbarer Fotoraum in der Basis … .

Die Tauchgänge werden als Boots- oder Landtauchgänge durchgeführt, abhängig vom Gezeitenstand, der sich von Tag zu Tag recht erheblich verschiebt. Als wir da waren, wurden wir zu den Vormittagstauchgängen mit dem Boot direkt vor dem Restaurant von „Pole Pole“ abgeholt. Wir, das meint nicht nur die Tauchgäste, sondern auch die Verpflegung, die uns nach vorheriger Abstimmung mit dem Resort in Kühlboxen eigens mitgegeben wurde, ob Omelett Sandwiches, Tuna Burger, frische Früchte, Saft, Wasser … mehr als genug um eine einstündige Oberflächenpause auf dem Wasser auszuhalten ohne darben zu müssen. Auf die Snacks und Getränke von Mafia Diving mussten wir kaum zurückgreifen.
Das Equipment ist bereits zusammengestellt auf dem Boot, ebenso die individuellen Ausrüstungsgegenstände in einfachen Jutetaschen für jeden Tauchgast. Also muss zuerst kurz kontrolliert werden, ob auch wirklich alles da ist, was gebraucht wird, bevor das Boot an der Tauchbasis die anderen Gäste aufnimmt und dann Kurs zum Tauchplatz nimmt. Vormittags werden meist zwei Bootstauchgänge mit Oberflächenpause draußen auf See gemacht, nachmittags Landtauchgänge von der Basis aus, Nachttauchgänge gibt es nach Wetter und Bedarf der Gäste. Wer viel friert, so wie ich, dem sei trotz 28 Grad Wassertemperatur ein 5 mm Anzug empfohlen, auch eine Kopfhaube ist für den zweiten Tauchgang hilfreich, um die volle Tauchzeit genießen zu können.

Die Boote, traditionelle Dhaus, fassen bis zu 10 Tauchgäste, die in Tauchgruppen von maximal 4 Tauchern von einem Guide geführt werden. Wenn alle an Bord sind, übernimmt einer der Guides das Boots- und Tauchgangsbriefing und stellt die Gruppeneinteilung vor. Per Rolle rückwärts geht’s dann ins Wasser zu herrlichen Tauchgängen, mit rund einer Stunde Tauchzeit, natürlich abhängig von der Gruppenzusammenstellung. Zum Ende des Tauchgangs zeigen die Guides per Boje den Standort ihrer Gruppe an, die dann vom Boot aufgesammelt wird. An der Wasseroberfläche werden Blei, Flossen und Jackets ausgezogen und an die Bootsbesatzung hochgereicht, bevor die Taucher derart „erleichtert“ über eine Leiter zurück ins Boot klettern können. Welch ein Vergnügen, wenn die Mannschaft dann auf dem Weg zurück in wenigen Minuten das traditionelle Segel setzt und wir mit dem Seepferdchen über uns fast geräuschlos über das Wasser zurück zur Basis gleiten.

Und unter Wasser? El Ninjo hat wohl hier nicht so zugeschlagen, wie andernorts von den Malediven, Seychellen oder gar auch Sansibar berichtet. Wir hatten Sichtweiten von 20 Metern, je nach Platz ein wenig unterschiedlich, aber in der Chole Bay stets gut. Natürlich hier wie woanders auch teilweise abgestorbene Korallen, großflächig verteilt. Aber das grundsätzliche Bild: farbenfrohe, malerische Unterwasserlandschaften von viel Fisch zahlreich umschwärmt. Sicher hilft hier, dass bereits seit Jahren sowohl gewerbliches Fischen, als auch Dynamitfischen verboten ist. Die Unterwasserwelt scheint zu spüren, dass sie hier sicher ist.
Unter den Tauchplätzen hier sind uns in der Chole Bucht vor allem Milimani Süd und Nord in Erinnerung, mit Blaupunktrochen, Schildkröten, Muränen, Drückerfischen, Sepien, Oktopussen, wild wedelnden kleinen Kofferfischen und majestätischen Schulen von Schwarmfischen. Wie uns ein Schiffshalter über 20 Minuten lang zutraulich begleitet hat, werde ich nicht vergessen. Aber natürlich auch die vielen wunderbaren kleinen Nacktschnecken, von den Gott wohl hunderttausende in unterschiedlichster Pracht erschaffen haben muss – auch hier konnte ich wieder eine neue Art sichten, der ich woanders noch nie begegnet war. Aber auch Nudi City und Frogfish Town – die vielleicht beliebtesten unter den Landtauchplätze - sind empfehlenswert: Andreas hat hier den 700. Tauchgang mit seinem ersten „hairy frogfish“ gefeiert. Wer ein gutes Auge hat, dem entgeht kaum ein auf und im Sand lebendes Lebewesen: die kleinen Sepien haben es Andreas besonders angetan, aber auch elegante Rotfeuerfische, stoische Seepferdchen und glamouröse Fangschreckenkrebse haben wir getroffen – die Liste liest sich wie das „who’s who“ der Unterwasserfauna. Ein Traum für jeden Unterwasserfotografen und auch für die, die einfach nur das Paradies unter Wasser erleben wollen. Mafia Island und Pole Pole – die perfekte Kombination für den perfekten Urlaub. Ein Paradies über und unter Wasser. Jede Minute pure Erholung.

Mafia Diving - Tauchbasis

Sonnenaufgang mit Tauchbooten - Mafia Diving

Ausfahrt mit Tauchboot - Mafia Diving

6 von 6 Nautili


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