16.-23.12.2016 und 30.12.2016-06.01.2017
Wenn es um die schönsten Hausriffe dieser Erde geht, dann fällt unweigerlich auch das Wort „Wakatobi“. Und wer Wakatobi dann auf dem Globus zu finden versucht, der wird schnell feststellen, dass es den Ort als solchen gar nicht gibt. „Wakatobi“ ist der Name eines Tauchresorts, das als Akronym aus den jeweils ersten beiden Buchstaben der Inselnamen Wangi Wangi, Kaledupa, Tomia und Binongko gebildet wurde. Diese Inselgruppe in Süd-Sulawesi mit den westlich davor liegenden Atollen hat sich aber mittlerweile als Wakatobi Gebiet etabliert.
Das Resort
Wakatobi wurde vor 20 Jahren vom Schweizer Lorenz Mäder gegründet, damals bot es Unterkunft im Langhaus – dem zu der Zeit einzigen Gebäude – für gerade mal 6 Tauchgäste. Die Zahl der Gäste hat sich mittlerweile verzehnfacht, und die Anlage besteht nun aus drei Dutzend Beach- und Palmbungalows sowie vier separaten Villen neben dem immer noch als Herzstück des Resorts geltenden Langhaus, das Rezeption, Lounge, Shop und vor allem auch die Tauchbasis beherbergt.
Die Unterbringung ist high-end, die im Restaurant gereichten Speisen sind Sterne-Niveau, die taucherische Infrastruktur erste Güte. Die Abbildungen auf der ausführlichen Website entsprechen nur der Wirklichkeit – nicht nur, was das türkisfarbene Wasser betrifft, sondern auch die sich im Wind wiegenden Palmen um das Restaurantgebäude, die sonnige Freundlichkeit des Personals, die geschmackvolle dunkle Holz-Ausstattung der Bungalows, die gepflegten Außenanlagen, die jeden Morgen fleißig gekehrt werden, um die Sandwespen abzuhalten bis hin zum makellosen Service der Restaurantmitarbeiter, die an europäische Sternegastronomie erinnern. Alles hier ist erstklassig, und das sind auch die Preise. Wer hier eine Woche oder auch mehr verbringt, der wird aufgrund des fast selbstverständlich wirkenden Angebots von Chardonnay, Laugenstangen oder Pellegrino beinahe vergessen, dass er letztlich mitten im Nirgendwo ist. Alles, was hier nicht selbst hergestellt werden kann, muss importiert werden. Und dazu hat Wakatobi auf der Nachbarinsel einen eigenen Flughafen nicht nur errichtet, sondern ist auch für den Betrieb verantwortlich, mit dem nicht nur die Tauchgäste mit der indonesischen Garuda-Fluglinie ein-oder maximal zweimal pro Woche ein- und ausgeflogen werden, sondern auch alles, was dringend benötigt wird und neben Passagieren und Tauchgepäck in einen Flieger hineinpasst. Dass der Betrieb für die maximal 60 Gäste dann so geräuschlos perfekt funktioniert, dafür sorgen 250 allzeit aufmerksame Mitarbeiter. Jedem sei empfohlen die wöchentlich angebotene Führung „behind the scenes“ mit zumachen – nicht nur die Füllanlagen, auch die Stromgeneratoren, die Wasserentsalzungsanlage, die Gärtnerei, die verschiedenen Läger und die Schreinerei sind sehenswert und vermitteln einen guten Eindruck davon, welcher Aufwand erforderlich ist, um Wakatobi zu dem Luxusresort zu machen, für das es berechtigterweise bekannt ist.
Neben all den hervorragenden Eindrücken darf aber eines nicht unerwähnt bleiben: das Müllproblem. Auch wer meint, hier am quasi Ende der Welt von den Abfällen unserer Zivilisation verschont zu sein, der wird mit Erschrecken feststellen, dass auch hier neben dem Seegras der Plastikmüll Asiens schwimmt. Das ist kein Wakatobi-Problem, sondern ein globales Problem, das wir alle mitverursachen, indem wir mehr Plastik verwenden als eigentlich nötig ist. Wieviel mehr geschieht das aber in Ländern wie Indonesien, in denen eine geregelte Abfallentsorgung oder gar etwas so „exotisches“ wie Umweltschutz leider noch nicht zu den Standards zählen. Wakatobi beschäftigt eine nicht geringe Zahl an Arbeitern alleine dafür, täglich bei Niedrigwasser den Strand abzulaufen und Plastikmüll in großen Körben einzusammeln und zu entsorgen. Ein großes Lob für diesen Aufwand!
Der Tauchbetrieb
Wer nach Wakatobi kommt, will Tauchen. Heute sind das nicht mehr so sehr die Hardcore-Taucher wie vor 20 Jahren, die mit weniger als 4 oder 5 Tauchgängen täglich kaum zufrieden waren, aber das Dive Resort bietet neben den täglich 3 Tauchgängen von den „Waka-Booten“ auch noch unlimitiert Tauchgänge am Hausriff bis in die Nacht hinein an.
Die Basis ist außerordentlich gut organisiert. Nach Ankunft am späten Vormittag und einem Mittagessen zum Willkommen, wird der Basis-Checkin in kleinen Gruppen vorgenommen. Zuerst eine Erklärung der Basis selbst, wo ist was zu finden und wer ist für was verantwortlich, dann die Einweisung in die Tafeln, die die Ausfahrten der Waka-Boote erklären und die Gäste auf die Boote zuordnen, der Kameraraum, die verschiedenen Spülbecken, die Boxen für Ausrüstung und Bügel für die Tauchanzüge und alles mit Nummern versehen. Dann geht’s ab zum „Welcome Dive“ – ein reizender Name für einen Check Dive – bevor nach Maske-Ausblasen und Luft-Geben der Rest des Tauchgangs dann bereits der vorzüglichen Unterwasserwelt Wakatobis gewidmet ist.
Der Routinebetrieb sieht dann wie folgt aus: Frühstück von 6:30 bis 9:00, wer mit den Booten rausfahren will, muss bereits um 7:30 am Steg sein. Die gesamte Ausrüstung – d.h. Box und Bügel – werden von den Basis-Mitarbeitern zu den Booten gebracht. Der Tauchgast selbst braucht eigentlich gar nichts mitzunehmen. Denn Handtücher, Getränke und eine Vielzahl an Snacks (Sandwiches, Obst, Cookies) werden nach dem ersten Tauchgang bereits an Bord gereicht. Ob das Boot nach dem ersten Tauchgang draußen bleibt und gleich zum nächsten Spot weiterfährt oder zum Resort zurückkommt, auch das ist wie die Namen der Tauchplätze selbst den White Boards zu entnehmen. Rechtzeitig zum Mittagessen um 12:30 sind die Tauchboote aber zurück, so dass die Gäste sich nochmal frisch machen können, bevor sie ihren Lunch im Restaurant einnehmen. Es gilt eine klare „no alcool“ Politik für Taucher, und so wird beim Mittagessen auch jeder, der Bier oder Wein bestellt, um Bestätigung gebeten, dass er nicht mehr Tauchen wird. Völlig korrekt, wenn man bedenkt, dass die nächste Dekokammer 3 Stunden Flugzeit entfernt auf Bali steht … . Zum Nachmittags-Tauchgang fahren die Boote dann um 14:30 aus. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wenn die 3, 4 oder 5 Boote hintereinander vom Jetty ablegen und in verschiedene Richtungen zu einem der über 50 Tauchplätze ausfahren.
Statt mit den Booten kann aber jeder im Buddy-System auch am Hausriff tauchen. Je nach Strömung lässt man sich dazu mit einem Taxi-Boot an eine bestimmte Stelle treiben, oder man beginnt den Tauchgang am Jetty und lässt sich vom Taxi-Boot wieder abholen. Ein Security Mann auf dem Jetty hat dazu das Hausriff stets im Blick um diese Transfers und überhaupt die Sicherheit zu gewährleisten.
Das Tauchen
Die Spots, die die Waka-Boote anfahren, sind spektakulär. Mir sind vor allem die farbenfrohen dicht bewachsenen Steilwände in Erinnerung. Wakatobi ist ein UNESCO Marine Biosphere Reservat und liegt in einem „Epizentrum für Korrallenriff-Biodiversität“ – das spricht für Abwechslung und Vielfalt. Das Versprechen: „Es gibt andere Orte, an denen Sie größere Fischschwärme, größere Tiere und Tauchgänge mit mehr Adrenalin erleben können, aber was die Riffszenerie und Vielfalt an Meereslebewesen angeht, werden Sie von Ihrem Tauchurlaub in Wakatobi nicht enttäuscht sein“, das halten die Tauchplätze hier definitiv ein. Die Vielfalt an Farben, Mustern, Strukturen … ob in Flora oder Fauna, das ist eine Pracht unter Wasser, die nicht nur für Fotografen ein Eldorado bietet. Wir hatten keinen Tauchgang, an dem wir nicht begeistert über die Erlebnisse mit Schildkröten, Adlerrochen, Nacktschnecken, Krokodilfischen, Pygmeenseepferdchen, und den farbenprächtigsten Rifffischen berichten konnten. Die Vielfalt der Federsterne, der Hart- und Weichkorallen, umweht von eleganten Fisch-Schwärmen haben uns immer wieder beeindruckt. Hier ist wirklich jeder Tauchgang ein Erlebnis.
Was uns nicht so gut gefiel:
• Wir mussten lange nachdenken, aber eine Kleinigkeit gibt es doch, die ein bischen schade ist: Dass alkoholische Getränke in einem muslimischen Land sehr teuer sind, ist nachvollziehbar, da die Kosten für Transport und Import bezahlt werden müssen. Aber wenn ein Espresso extra berechnet wird, dann wirkt das kleinlich – gemessen an der sonstigen Preispolitik. Allerdings hat es uns aber nicht vom Espresso-Trinken abgehalten
Was uns sehr gefiel:
• Allem voran: Der Private Dive Guide oder „Dive Experience Manager“, der bei Buchung einer Villa inklusive ist, aber auch extra gebucht werden kann. Ein Service, der seines gleichen sucht! Ein Guide, nur für den einen Tauchgast, der sich voll auf den Gast und seine Bedürfnisse einstellt, mit seiner lokalen und fachlichen Kenntnis immer wieder ein auch noch so kleines Lebewesen findet und es einem per Unterwasserschreibtafel erklärt. Vielen Dank für die tolle Tauchbegleitung, Ketut und Ismail!
• Die Freundlichkeit, mit der jeder Mitarbeiter den Gästen begegnet: ob Flaschenträger oder Gärtner, ob Zimmermädchen oder Bootskapitän: jeder lächelt entspannt und begrüßt einen freundlich – und meist sogar mit Namen
• Der Service auf den Waka-Booten, ganz entspannt mit viel Platz zum Umziehen, kein Gedränge und Geschubse – wir haben selten mehr als 10 Taucher auf einem der geräumigen Boote erlebt – und selten mehr als 4 Tauchgäste auf einen Tauchguide. So machen Bootsausfahrten Spaß.
Nach 2 Wochen im Resort ist unser Resümee: Wakatobi ist eine Reise wert. Wir haben keine Minute die lange Anreise oder die nicht geringen Kosten bereut – es war eine „once in a lifetime“ Tauchreise und können dieses Tauchresort jedem empfehlen, der einmal etwas Besonderes über und unter Wasser erleben will.


