Mangrove Bay, El Quseir
by: Eva-Maria Reiter • 06. Dezember 2006

Early Morning am Mangrove Hausriff

Das schönste Hausriff in Ägypten – so zumindest hatten wir das vorher gelesen. Lesen heisst nicht glauben – aber tauchen heisst begeistert sein.

Da wir Nitrox tauchten, haben wir bereits am Vorabend unsere Flaschen gemessen und sie zum Bootsanlegersteg bringen lassen, wo sie über Nacht blieben. Am Morgen dann schrieben wir uns mit Tauchstartzeit und unseren Namen an der Basis auf der Liste für einen Early Morning Tauchgang ein – damit hat die Basis eine Übersicht über die Taucher, die gerade im Wasser sind! Wenn der Tauchgang zu Ende ist, darf allerdings nicht vergessen werden, auch die Rückkehr ebenso zu dokumentieren!

Nach dem Umziehen unten am Steg steigen wir über die Edelstahlleiter vorsichtig ins Wasser – die Sonne kam gerade über den Horizont. Direkt am Einstieg geht es im Schein unserer Lampen um einige Korallenblöcke herum unter den noch ruhig ankernden Tagesbooten einige Meter steil nach unten; wir tauchen dann links weg. Die Unterwasserlandschaft ist kaum eintönig zu nennen: Korallenblöcke stehen einzeln oder in größeren Gruppen, unterbrochen von weitläufigen Sandflächen – bis auf 20 m geht es bergab.

Die meisten Fische scheinen noch zu schlafen, einige allerdings sind schon munter. In einer hohen, senkrechten Korallenspalte steht ein Zackenbarsch von gewaltiger Größe, reglos, so dass kaum auszumachen ist ob er noch schläft. Aber wir wollen ihm nicht zu nahe kommen, denn Zackis können doch recht bedrohlich werden, wenn sie sich gestört fühlen.

Langsam erwacht die Fischwelt, so wie wir sie von den Nachmittagstauchgängen kennen: eine unglaubliche Vielfalt verschiedenster Fischarten, wie Brassen, Schnapper, Kaiserfische, Anemonenfische, Doktorfische. Und auch wieder einzelne Picassodrücker – in die habe ich mich regelrecht verliebt, sie sehen so einzigartig aus mit ihren lilablauen Augenbinden.

Nach einer Viertelstunde ungefähr machen wir uns auf den Rückweg und tauchen auf einer Höhe von 10 bis 7 Metern Tiefe zurück.

Die Lampen brauchen wir kaum noch, als die Morgendämmerung immer mehr Licht in die Bucht bringt. Dennoch fühlt sich ein Blaupunktrochen von uns gestört und zieht von seinem Ruhepunkt unter einem Korallenblock zu einem anderen, versucht uns zu entgehen, aber natürlich tauchen wir ihm nach und er verzieht sich noch weiter unter den flachen Fels.

Auf einer Höhe von ungefähr 5 Metern kommen wir auf ein weites Sandplateau und im hellen Licht der Morgensonne erkennen wir, dass hier Hunderte von Röhrenaalen sich in der leichten Strömung sachte hin und her wiegen. Nur nicht zu nahe kommen, sonst sind sie binnen Sekunden weg!

Und noch ganz benommen von diesem Schauspiel wartet schon das nächste auf uns: Eine Schule Großmaulmakrelen kommt auf uns zu – die Mäuler weit offen pflügen sie synchron durchs Wasser und glitzern silbrig, während sie knapp unter der Wasseroberfläche auf Frühstücksjagd sind. Sie lassen sich auch nicht beirren, als wir direkt in sie hineintauchen: Dicht schwimmen sie im Kreis um uns herum und ziehen dann weiter.


Fotos: Andreas Holler

Wir sind unweit vom Ausstieg, voller neuer Erlebnisse und wunderbarer Eindrücke von einer so friedlichen Welt unter Wasser, wollen wir den Tauchgang noch gar nicht beenden. Aber unsere Tauchgruppe und Frühstück warten auf uns.

Da bleibt nur eins: gleich morgen wird wieder ein Early Morning getaucht!


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