Insbesondere bei süddeutschen Unterwassersportlern ist das nahe Salzkammergut mit seiner excellenten Infrastruktur für Taucher bekannt und beliebt. Aber nicht nur die österreichischen Seen haben für Taucher viel zu bieten, auch die Schweiz kann mit wundervollen Unterwasser-Erlebnissen aufwarten. Streckentechnisch nimmt es sich nicht viel - beide Male muss (je nach Abfahrtsort natürlich) mit 3-5 Stunden Anfahrt gerechnet warden, was einen Wochenendaufenthalt durchaus rechtfertigt. Während die Kosten allerdings mit der Jahresgebühr der Schweizer Vignette und den sehr teuren Lebenskosten für Verpflegung und Unterbringung viele abschrecken mögen, ist dies aber womöglich auch ein Grund, warum gerade in der Urlaubszeit und an den Wochenenden die Schweizer Seen nicht so fürchterlich überlaufen sind wie am Attersee, Traunsee und Konsorten ... .
Die Bekanntschaft mit einer Schweizer Taucherin und einfach die Neugierde auf das Neue ließ uns vergangenes Wochenende die Richtung nach dem Vierwaldstätter See einschlagen. Der See ist ein Phänomen: kein einfaches langestrecktes Oval oder Rund mit mehr oder weniger gerader Uferfront ... sondern eine sich mit großen und kleinen Kurven über viele Arme und Buchten hinwegziehendes Konglomerat aus einzelnen Seeteilen, so beispielsweise der relative kleine Luzerner See (natürlich nahe Luzern), der Gersauer See, der Urner See oder das Vitznauer Becken. Das hört sich spannend an und ist es auch und bietet daher je nach Standort immer wieder neue Ansichten auf die umgebenden Berge.
Wir hatten uns für eine relative flache Uferstelle bei Vitznau entschieden, den Tauchplatz Unterwilen im Brougierpark. Trotz wochenlangen Tagestemperaturen von 30 - 40 Grad darf man die Unterwassertemperatur nicht überschätzen: an der Wasseroberfläche sicherlich über 20 Grad, aber bei rund 7-8 m Tiefe wird es dann mit weniger als 15 Grad durchaus frisch und für ausgedehnte Tauchgänge von mehr als einer Stunde ist da ein 7mm halbtrocken durchaus empfohlen. Der Einstieg dort ist mit einer Treppe erleichtert, wobei die Stufen recht hoch sind, weshalb wir unsere Jackets mit Flaschen und das sonstige schwerere Tauchgerödel wie die großen Kameras direkt am Einstieg abgelegt hatten, so dass wir uns dann am Ufer sitzend bequem anziehen konnten.
WIchtig ist in der Schweiz, dass der Einstieg mit einer Taucherfahne markiert sein muss, solange sich Taucher eben unter Wasser befinden. Gern teilen sich die Taucher auch eine Fahne - aber es ist nicht zuletzt im Interesse der eigenen Sicherheit darauf zu achten, dass für Fischer oder andere Bootsfahrer die Anwesenheit von Tauchern so markiert wird.
Direkt am wateten wir auf klobigen Steinen soweit ins Wasser hinein, bis es in Brusthöhe reichte, um die Flossen anzuziehen. Kurz danach geht es dann sanft bergab mit einer Tiefe von 5-8 m - eine dichte Decke von Armleuchteralgen empfing uns dort, aus der immer wieder vereinzelt höhere Tauchblattpflanzen herausragten. Trotz der vielen Schwebteile war die Sicht mit 5-8 m recht gut. Etwas nach links abgetaucht fanden wir direkt am Ufer einen Geröllberg durchsetzt mit großen, dicken und zum Teil mit Schleim und anderen Algen bewachsenen Baumstämmen. Ein wirres Durcheinander, dass für Jungfischschwärme einen idealen Lebensraum bietet. Und von diesen gab es genug: Minutenlang schwammen immer wiede dichte, fast endlos wirkende Schleier von Egli-Fischen um uns herum ... selten habe ich in einem See so viel Fischsuppe gesehen wie hier an diesem Tauchplatz. Vielleicht Hunderte dieser Fluschbarsche umflossen uns - ich wußte gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Keine Frage, dass sich dann natürlich auch die Jäger der bis zu 20cm großen Fische blicken ließen: ein paar vereinzelte Hechte versuchten ihr Glück, fühlten sich aber von uns gestört und verschwanden bald wieder. Die Fauna und Flora an diesem Platz hat im hellen Sonnenlicht so viele reizvolle Fotomotive präsentiert, dass wir über eine Stunde in dieser geringen Tiefe verweilten und uns doch nicht lang wurde.
Wer weniger friert als ich oder auch einen Trocki sein Eigen nennt, der mag noch tiefer gehen - der Tauchplatz Unterwilen soll auch recht kurzweile Felswand- und Canyon-Formationen in Tiefen von 20m und mehr bieten. Nicht verwunderlich, dass der Parkplatz von Tauchern bevölkert war, die hier tauchen gehen, und am Ufer sitzend zwischen den Tauchgängen sich ausruhen oder Brotzeit machen.
Zu denen werden wir jedenfalls auch bald wieder gehören, und dann aber noch andere Tauchplätze an diesem schönen Fleck Erde kennenlernen...