Laut. Lauter. Leblos.
Internationale Koalition startet Kampagne gegen Unterwasserlärm.
Anfang Juni startete eine internationale Koalition aus Artenschutzverbänden mit „Silent Oceans“ eine intensive Kampagne gegen Unterwasserlärm. Unter der Leitung von OceanCare verfolgen die Organisationen das Ziel, die Meeresbewohner in Zukunft wirksam vor Lärm zu schützen. Im Fokus der Kampagne stehen die drei grössten Lärmverursacher: Militär, Ölindustrie und Schifffahrt.
Seit Jahren verbessert sich unser Wissensstand über die Gefahren und Folgen intensiver Lärmquellen für das marine Ökosystem: Die Kommunikation von Meeressäugern wird überlagert und Wale stranden. Aber auch Fischschwärme kollabieren, Meeresschildkröten fliehen. Sogar Korallenlarven werden in ihrer Existenz bedroht. Hauptverantwortlich für den Unterwasserlärm sind Militärsonare, die Suche nach Rohstoffen und der starke Schiffsverkehr. In manchen Meeresgebieten hat sich seit 1950 der Schallpegel alle zehn Jahre verdoppelt. Die UNO zählt Unterwasserlärm zu den fünf grössten Gefahren für Meeressäuger. Trotzdem gibt es bis heute kaum konkrete Massnahmen zur Reduktion von Unterwasserlärm.

„Militärs wollen sich mit dem Verweis auf die nationale Sicherheit jeglicher Verantwortung entziehen und die Ölindustrie ignoriert aus Kostengründen bereits vorhandene Technologien zur Reduzierung bedrohlicher Lärmpegel. Also brauchen wir die Öffentlichkeit, um den Meeresbewohnern Gehör zu verschaffen“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare und Leiterin der Kampagne. «Doch gerade das ist eine enorme Herausforderung. Wir müssen ein sehr komplexes und schwieriges Thema verständlich kommunizieren, um den Menschen die Tragweite der Bedrohung zu vermitteln», so Lüber.
Innere Verletzungen und Strandungen
Die wohl auffälligste Folge von Unterwasserlärm sind Strandungen von Walen und anderen Meeressäugern. Insbesondere nach Militärmanövern, bei denen Unterwassersonare zum Einsatz kamen, wurden Massenstrandungen beobachtet. Diese Sonare erreichen die Lautstärke startender Weltraumraketen. Extreme Schallereignisse wie diese haben Gefässschäden in Hirn, Lungen und anderen Organen zur Folge. Ausserdem kann es passieren, dass die Tiere in Panik geraten und viel zu schnell auftauchen. Es bilden sich Stickstoffbläschen im Blut die berühmte Taucherkrankheit. Die nachfolgende Embolie kann tödlich sein. Der Kadaver sinkt zum Meeresgrund oder wird an der Küste angespült.

Die Silent-Oceans-Kampagne folgt einem 10-Punkte-Plan, um in den Ozeanen für mehr Ruhe zu sorgen. Der Plan umfasst unter anderem folgende Forderungen:
- internationales Regelwerk zur Reduktion von Unterwasserlärm
- Einsetzung von Lärmobergrenzen
- kein Einsatz intensiver Lärmquellen in besonders sensiblen Meereszonen und Schutzgebieten
- verpflichtender Einsatz der besten verfügbaren lärmreduzierenden Technologien
- umfassende Umweltverträglichkeitsprüfungen
Besonderes Augenmerk wird auf die Entwicklungen im Mittelmeer gerichtet. Für Millionen von Touristen ist das Mittelmeer weiterhin der Ort, um Ruhe zu finden. Eine Idylle, die in der Unterwasserwelt des europäischen Hausmeeres längst verloren gegangen ist.

Weitere Informationen:
VIDEO - Unterwasserlärm Die übersehene Katastrophe
Website: SILENT OCEANS
www.oceancare.org
by Andreas Holler
26. Juni 2013
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